Zeitraum August 2016 – Februar 2017 / Bundesplatz, Berlin / Abschlussarbeit an der RWTH / Dokumentation / Transitionmaker 1.0
Übertragen aus der Musik leitet der Begriff „Transition“ eine Idee von einer von den Nutzern getragenen prozesshaften Umgestaltung des Öffentlichen Raumes ein.
In dem vorherigen Projekt Transitionmaker 1.0 wurde die Idee einer Verbindung zwischen Musik und der (Stadt)Planung auf einer konzeptionellen Ebene geboren. Transitionmaker 2.0 baut auf dieser theoretischen Brücke auf und erdet an einem konkreten physischen Ort in Berlin.
Foto © Guschmann
Der Bundesplatz war und ist eine Schaubühne des gesamtgesellschaftlichen Geschehens. In der Gründerzeit als Ort der Repräsentation geplant – wobei der Begriff der klassischen Komposition zur Geltung kam -, ab den 50 Jahren umgebaut als Abbild des notwendigen raschen Wiederaufbaus Berlins nach dem Krieg mit der Idee der Autogerechtigkeit und Funktionalität, und heutzutage als eine Arena für den manchmal mühsamen und schwierigen Dialog der Öffentlichkeit mit den für den Platz zuständigen Behörden.
Jedes Paradigma hat auf dem Platz sowohl physische als auch nicht-materielle Spuren hinterlassen, deren Zusammenspiel das heutige Abbild des Platzes schafft. Diese Spuren (Akteure) dienen als musikalische Elemente in einer Symphonie des Ortes, wobei die Zeitlichkeit eine grundlegende Rolle in dem Verständnis und der Beschreibung des Ortes spielt. Die Fortführung des gefundenen Aktanten in dem „Musikstück der Zukunft“, im Sinne von John Cage, als offene Partitur (der eigentliche Entwurf), ist nicht weniger wichtig als die Bestandanalyse, denn ich schlage keine sofortige Umgestaltung nach einem Masterplan vor, sondern eine sukzessive auf den vorhandenen Akteuren basierende Transformation, die selbstreflektierend einen Spielraum für Improvisation bietet und dennoch ein klares Ziel verfolgt: die verlorene Qualität des Bundesplatzes zurückgewinnen.
Dem entspricht auch die grafische Darstellung, in der meine Vorschläge und Handlungsanweisungen von dem Bestehenden nur in Farbe unterschieden sind. Ich knüpfe an den 2010 begonnenen Prozess des Dialoges über den Platz und das entstandene Engagement an und denke sie weiter, um auf ihnen aufbauend den Blick in die Zukunft zu werfen, in dem sich die lokal spezifischen Rahmenbedingungen (z.B. verborgene Qualitäten vor Ort) mit den gesamt-städtischen und gesellschaftlichen paradigmatischen Parametern (z.B. Mobilitätsverhalten) in einem System von Handlungsanweisungen harmonisch verbinden.
Es wird die These aufgestellt, dass es in der Zukunft zum neuen Paradigmenwechsel auch in der Planung kommt, unter dem die urbanen Räume das Ideal von Cedric Price und seinem „Fun Palace“ aus dem Jahr 1961 erreichen. Was in den 1970er Jahren nicht möglich war, könnte in der Zukunft dank der raschen technologischen Entwicklung erreicht werden. Der öffentliche Raum wird ganz der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt, die ihn nach ihren Wünschen und Bedürfnissen gestalten kann. In einem kleineren Maßstab wird dafür auf dem Bundesplatz eine steuerbare Struktur vorgeschlagen, die diese Transformation ermöglichen wird.
Am Beispiel des Bundesplatzes wird also einerseits das heutige Paradigma der Partizipation und Teilhabe in der Raumproduktion und seine Revision in Hinsicht auf die zukünftige Entwicklung dargelegt. Darüber hinaus wird der mögliche Umgang mit den Relikten der Idee der autogerechten Stadt gezeigt. Letztendlich wird eine innovative Methode der Raumanalyse vorgestellt, die übliche planerische Praxis um weitere Denkansätze erweitert.
Improvisation als Prinzip des „Werdens“ vom Bundesplatz in seinem vierten „Lebensabschnitt“ wurde eins zu eins in Form einer Intervention simuliert. Der daraus resultierte Kurzfilm erscheint als ein neuer Akteur. Der Tänzer übersetzt den „Bundesplatz“ in eine neue Denkfigur, er interpretiert, ähnlich wie die Musiker in John Cage´s Konzerten, den Raum als offene Partitur und fügt mit seinen Bewegungen eine neue Informationsebene hinzu.